Die Grille
Ein amerikanischer Ureinwohner und sein Freund spazierten während der Mittagspause über den Times Square im Zentrum von New York. Die Straßen waren voll von Menschen. Autos hupten, Taxis quietschten um die Ecken, Sirenen heulten, und der Lärm der Stadt war fast ohrenbetäubend. Plötzlich sagte der Indianer: „Ich höre eine Grille“.
Sein Freund sagte: „Was? Du musst verrückt sein. Bei all dem Lärm kannst du unmöglich eine Grille hören!“
„Nein, da bin ich mir sicher“, sagte der Indianer, “ich höre eine Grille.“
„Das ist verrückt“, beharrte sein Freund.
Der Indianer hörte einen Moment lang aufmerksam zu und ging dann auf die andere Straßenseite zu einem großen Zementtopf mit Sträuchern. Er schaute unter die Zweige und fand tatsächlich eine kleine Grille. Sein Freund war völlig verblüfft.
„Das ist unglaublich“, sagte sein Freund. „Du musst übermenschliche Ohren haben!“
„Nein“, sagte der Ureinwohner. „Meine Ohren sind nicht anders als deine. Es kommt nur darauf an, worauf du hörst.“
„Aber das kann nicht sein!“, sagte der Freund. „Ich könnte bei diesem Lärm niemals eine Grille hören.“
„Ja, das stimmt“, kam die Antwort. „Es kommt darauf an, was für dich wirklich wichtig ist. Hier, ich zeige es dir.“
Er griff in seine Tasche, zog ein paar Münzen heraus und ließ sie diskret auf den Bürgersteig fallen. Während der Lärm der belebten Straße noch in ihren Ohren dröhnte, bemerkten sie, wie sich jeder Kopf im Umkreis von zwanzig Metern umdrehte und nachsah, ob das Geld, das auf den Gehweg geklirrt war, ihnen gehörte.
„Siehst du, was ich meine?“, fragte der Indianer. „Es hängt alles davon ab, was dir wichtig ist.“